Die Geschichte von Communal Work

Ein Essay von Libby Sellers

Wie arbeiten wir zusammen, was sind die Räume, die uns verbinden, und wie sieht die Zukunft des Arbeitens aus? Dieser Essay von Libby Sellers wirft einen genaueren Blick auf die faszinierende Geschichte der gemeinschaftlichen Arbeitsräume.

In Playtime, der Satire von Jacques Tati aus dem Jahre 1976 über die Sinnlosigkeit des modernen Stadtlebens, schreitet sein unbeholfenes Alter Ego Monsieur Hulot auf der Suche nach seinem Ansprechpartner durch ein fiktives Büro. Verloren in einem Labyrinth aus Metallkuben und reflektierenden Oberflächen versucht Hulot auf amüsant vergebliche Weise, sich in einem schwer begreiflichen Raum zu orientieren, der von Ordnung und Optimierung geprägt ist. Mit dem zunehmenden Chaos wird auch die technologische und bürokratische Parodie immer ausgeprägter. Viele der visuellen Anhaltspunkte von Tati, diese Arbeitskuben und die technokratische Planung, die Hulot so verblüfft hatten, waren nur ein Jahrzehnt davor als die Lösung für das Leben im Gemeinschaftsbüro propagiert worden. Ihre Herabstufung von einer Designlösung zum Gegenstand des Spottes scheint dem allgemeinen Muster von gemeinschaftlichen Arbeitsplätzen zu entsprechen. Ähnlich wie die Drehtüren, die Hulot ständig in Bewegung halten, hat sich die Geschichte der Bürogestaltung seit ihrer Entstehung im Kreis gedreht.

Bei der Geschichte der Arbeit stand – vom Feld bis zur Fabrikhalle – schon immer die gemeinschaftliche Anstrengung im Mittelpunkt. Die Ursprünge des Büros, wie wir es heute kennen, sind allerdings untrennbar mit den Anfängen der Schreibarbeit verbunden. Seit der Erfindung des Schreibens und der daraus folgenden Fähigkeit, systematische Aufzeichnungen zu machen, gab es büroähnliche Räume, um solche Aufzeichnungen zu produzieren und aufzubewahren: Kloster, Büchereien, Studierzimmer und Banken. Die Uffizien in Florenz waren im 16. Jahrhundert das Buchhaltungsbüro für die Finanzgeschäfte der Familie Medici. Es war sowohl Arbeitsplatz als auch sichtbares Zeichen von Ansehen und Stärke – und sowie eines der ersten Unternehmensbüros. Als es mit der Zeit immer mehr Dienstleistungsberufe gab, entstanden auch immer mehr Verwaltungsräume und -gebäude, um diese unterzubringen.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es überall in Europa und Amerika sowie in der Literatur jener Zeit immer mehr Büroangestellte und Buchhaltungsbüros. Charles Dickens beschreibt sie in seinen gesammelten Werken unglaubliche 104-mal, während zeitgenössische Abbildungen riesige Hallen mit Männern in Gehröcken zeigen, die über Reihen von langen Holztischen gebeugt ihrer Arbeit nachgehen. Weniger erfreuliche Berichte schildern, dass Büroangestellte «auf geheimnisvolle Weise in Gängen oder Eingängen verschwanden, die zu engen Treppen führten, einige zweifelsohne zu «kleinen Kabuffs»... andere zu heruntergekommenen Lagerhäusern, die so trist wie Gefängnisse wirken.»
Die Rettung kam unverzüglich als der Architekt Frank Lloyd Wright die Tristesse von Dickens durch glänzendes Glas und Metall ersetzte. Sein Verwaltungsgebäude für die Larkin Company in Buffalo, New York (1906), wurde als erstes modernes Büro bezeichnet und verband Professionalität mit einer gemütlichen Atmosphäre. Oberlichter brachten Tageslicht, eine frühe Version der Klimaanlage kühlte den Raum, während ein Gemeinschaftsspeisesaal, Schulungsräume und ein Aufenthaltsbereich mit einem Kamin für eine einladende Bürokultur sorgten. Sein späteres Bürogebäude für SC Johnson Wax (1939) – mit seinen harmonischen, gedeckten Farben und einheitlichen, modularen Möbeln – ging noch weiter in Richtung einer positiven, offenen Umgebung.

Produktivität und Effizienz wurden zu Schlagwörtern und Arbeitsbereiche veränderten sich, um diesen Zielen zu dienen. Mit dem Anstieg der Grundstückspreise stieg auch die Verwendung von Stahlrahmen und -aufzügen in der Bauindustrie. Überall wurden Hochhäuser im Städtebau beliebter, wodurch immer mehr Büroangestellte in immer kleinere Räume gepfercht wurden. Wie schon ihre viktorianischen Kollegen, sassen die Büroangestellten in reglementierten Reihen, während Vorgesetzte sie von ihren darum herum angeordneten Büros mit bester Aussicht überwachten. Klimaanlagen und Neonbeleuchtung reduzierten die Notwendigkeit für natürliche Belüftung und Tageslicht, wodurch die Belegschaft letztendlich von der Aussenwelt abgeschnitten wurde. Die Folgen waren entmenschlichend und enttäuschend.

Die Drehtüren bewegten sich in den 1960er-Jahren nochmals, als von den Gewerkschaften ein neuer «sozialdemokratischer» Arbeitsplatz einführt wurde, um gesündere Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende zu schaffen. Der reglementierte Ansatz wurde durch die Entwicklung der Bürolandschaft ersetzt. Feste Barrieren wurden mit dem Ziel entfernt, die Kommunikation, Interaktion und Kooperation wiederzubeleben, während die Mitarbeitenden auf natürlichere Art im Büro verteilt und locker, durch Pflanzen und Büromöbel, abgetrennt wurden. Die zufällig wirkende Aufteilung wurde anhand von Arbeitswegen und Aufgabenbereichen angeordnet.
Geschlossene und offene Bereiche sowie mobile oder statische Möbelsysteme und Beschäftigte wechselten sich immer wieder ab. In den späten 1960er-Jahren kam das Action Office von Herman Miller auf den Markt, mit dem im Tumult der generischen Büroetagen für Privatsphäre und Personalisierung gesorgt werden konnte. Das Zellenbüro des Action Office und dessen unzählige Imitate bestanden aus flexiblen, zerlegbaren, halb geschlossenen Arbeitsbereichen, die zur theoretischen und praktischen Grundlage für das globale Büro wurden und in den darauffolgenden Jahrzehnten weiterhin einflussreich blieben. Aber sogar der Erfinder des Action Office, Robert Propst, kritisierte später, dass die sogenannten Cubicles allgegenwärtig waren und den Büroangestellten praktisch aufgezwungen wurden.

Die 1980er-Jahre brachten das Konzept des «Hot Desking», das vom «Hot Bunking» entlehnt wurde, bei welchem U-Bootbesatzungen keine bestimmten Betten zugewiesen wurden. Mit Personal Computer, Handy und Online-Konnektivität, führte der nächste Generationszyklus die Idee des «Bürohotels» oder «Multi-Space-Büros» ein. Dabei wurde eine grössere Auswahl an vorgegebenen Bereichen angeboten, entsprechend der jeweiligen Aufgabe. Mit der Pandemie kam die angeordnete Distanzierung, die Rückkehr der Trennwände und die grosse Umstellung auf die Arbeit im Homeoffice. Obwohl dies inmitten all der Traumas und des Chaos auch viele Vorteile brachte, betonen Studien, dass auch dies zu Entfremdung und Demotivation geführt hat, wodurch neue Schlagwörter wie «Quiet Quitting» und «die grosse Kündigungswelle» entstanden.
Nun versuchten und versuchen Arbeitgeber, ihre Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro zu locken. Ihnen bietet sich die einzigartige Gelegenheit, den Status quo zu überdenken und durch gruppen- oder systemweite Veränderungen ein flexibles Gleichgewicht zwischen dem Virtuellen und Reellen, Fernarbeit und Arbeit vor Ort zu schaffen. Hybridszenarien, die sich zwischen dem Zuhause, einem dritten Ort und dem Büro bewegen, um konzentriertes Arbeiten, Teamarbeit und persönliche Kommunikation zu ermöglichen. Vielleicht ist die eigentliche Lehre, die man daraus ziehen kann, die Notwendigkeit von «hybridem Denken»: einem flexiblen und agilen Ansatz zur Gestaltung von Büroflächen, die alle Vorteile und Freiheiten der Fernarbeit ermöglichen und gleichzeitig anerkennen, dass alle von uns unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Veröffentlichungsdatum: 21.4.2023
Autor: Libby Sellers (Libby Sellers is an independent design curator, historian and author based in London)
Bilder: 1. © 2023, ProLitteris, Zurich; 2. © Courtesy Herman Miller Archives; 3. Vitra;

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