Chaise Tout Bois
Jean Prouvé, 1941
Während des Krieges entstanden mehrere Prototypen des Stuhls, um die Festigkeit, die Verbindungen, die Position der Beine und die Befestigung von Rücken und Sitz zu testen. Die verwendete Holzart war abhängig von der jeweiligen Verfügbarkeit. Nach dem Krieg war Eichenholz, das in Frankreich wegen seiner Härte und Stabilität für den Bau von Domdächern und Booten verwendet wurde, wieder ausreichend vorhanden. Und weil die Eigenschaften auch für einen Vollholzstuhl ideal sind, wurde Chaise Tout Bois schliesslich in Eiche und Sperrholz gefertigt – auf Wunsch der Kunden von Jean Prouvé auch in dunkel gebeizten Versionen.
1947 erhielt Prouvé beim Wettbewerb «Meubles de France» eine Auszeichnung für Chaise Tout Bois. Die Idee des Wettbewerbs war es, ansprechende, serienmässig hergestellte Möbel von guter Qualität für die Bedürfnisse der Nachkriegsgesellschaft und dabei insbesondere von Flüchtlingen und jungen Ehepaaren zu finden. Später wurde Chaise Tout Bois von einer zerlegbaren Metall-Holz-Version abgelöst, die schliesslich wiederum durch das Modell Nr. 305, ebenfalls eine Kombination eines Metallgestells mit Sitz und Rückenlehne aus Holz ersetzt – heute bekannt unter dem Namen Standard.
Chaise Tout Bois von Vitra entspricht einer von Jean Prouvés Entwurfsvarianten von 1941, die vollkommen ohne Schrauben auskommt. Höhe und Sitzgeometrie entsprechen derjenigen des Stuhls Standard und damit heutigen Anforderungen. Der warme Ausdruck des Holzes bildet einen wohnlichen Kontrast zur für Prouvé typisch sachlichen, an den funktionalen Anforderungen orientierten Form des Stuhls. Chaise Tout Bois ist in den Hölzern Eiche hell und Eiche dunkel erhältlich.
Informationen
- Sitz und Rückenlehne: Formsperrholz furniert in Eiche natur oder Eiche dunkel gebeizt, Naturholz-Schutzlack.
- Gestell: nicht stapelbares Holzuntergestell aus Massivholz, Ausführung entsprechend Rücken und Sitz in Eiche natur oder Eiche dunkel gebeizt, Naturholz-Schutzlack.
- Holzherkunft: Massive Eiche (Quercus robur) aus Kroatien, Furnierholz aus den USA.
Standard
Die Belastung eines Stuhls ist an den hinteren Beinen am grössten, dort wo er das Gewicht des Oberkörpers aufnehmen muss. Diese einfache Erkenntnis setzte der Designer und Konstrukteur Jean Prouvé auf prägnante Art und Weise beim Stuhl Standard um: Während für die schwächer belasteten Vorderbeine ein Stahlrohr genügt, sind die hinteren Beine des Stuhls als voluminöse Hohlkörper ausgebildet, welche die Belastung an den Boden weitergeben. Standard gibt es mit Sitz und Rückenlehne in Holz oder in Kunststoff (Standard SP). Erhältlich ist darüber hinaus der Vollholzstuhl Chaise Tout Bois, der formal dem Stuhl Standard entspricht. Weil Metall in den Jahren des Zweiten Weltkrieges Mangelware war, hat Jean Prouvé ihn damals komplett in Furnier- und Massivholz umgesetzt.
Jean Prouvé
Jean Prouvé, der sich zeitlebens als Konstrukteur begriff, war gleichzeitig Designer und Produzent seiner Entwürfe. Sein einzigartiges Werk umfasst vom Brieföffner über Tür- und Fensterbeschläge, Leuchten und Möbel bis hin zu Fertighäusern und modularen Bausystemen fast alles, was sich konstruieren und industriell fertigen lässt.