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Wie Santa Fe die fröhlichen modernistischen Designs von Alexander Girard formte
Ein Interview mit seinen Enkeln Aleishall Girard Maxon und Kori Alexander Girard
Die erste Begegnung mit der Welt und dem Werk des Designers Alexander Girard kann eine überwältigende Erfahrung sein. Es ist ein Feuerwerk aus Farben und Formen in unzähligen Materialien, die in Arbeiten unterschiedlichster Formate Anwendung finden – Aussen- und Innenarchitekur, Möbelstücke, Statuetten, Motive und Grafiken, die er für Restaurants, Ausstellungen, Privathäuser und nicht zuletzt als Geschenke für Freunde, Angehörige und seine Frau Susan entworfen hat. Von 1952 bis 1973 war Alexander Girard Leiter der Textilabteilung beim Möbelhersteller Herman Miller und gestaltete über 300 Stoffmuster, die unter anderem Möbel von Charles und Ray Eames oder George Nelson zierten.
Alexander Girard kam 1907 in New York zur Welt und wuchs im italienischen Florenz auf. Ab seinen mittleren Jahren lebten er und seine Frau in Santa Fe, New Mexico, wo sie ihr Lehmhaus in ein Labor für kühne Experimente verwandelten und eine Sammlung von rund 106'000 Werken der Welt-Volkskunst zusammentrugen – aus Alaska, Mexiko, Polen, Äthiopien, Japan und anderen Ländern.
Heute bildet ein grosser Teil dieser Volkskunstwerke eine Dauerausstellung im Santa Fe Museum of International Folk Art. Nach Alexander Girards Tod im Jahr 1993 vermachte seine Familie das Archiv mit Zeichnungen und Prototypen dem Vitra Design Museum. Hier ist die Girard-Sammlung seither zur soliden Grundlage weiterer Forschungen, Ausstellungen und Bücher geworden – nicht zuletzt auch für die Girard Accessoires Collection, die Vitra in enger Zusammenarbeit mit dem Girard Studio entwickelt. Seit kurzem fühlen sich die Accessoires von Alexander Girard auch in der Bar und Lobby des El Rey Court Hotels in Santa Fe wie zuhause.
Alexander Girard kam 1907 in New York zur Welt und wuchs im italienischen Florenz auf. Ab seinen mittleren Jahren lebten er und seine Frau in Santa Fe, New Mexico, wo sie ihr Lehmhaus in ein Labor für kühne Experimente verwandelten und eine Sammlung von rund 106'000 Werken der Welt-Volkskunst zusammentrugen – aus Alaska, Mexiko, Polen, Äthiopien, Japan und anderen Ländern.
Heute bildet ein grosser Teil dieser Volkskunstwerke eine Dauerausstellung im Santa Fe Museum of International Folk Art. Nach Alexander Girards Tod im Jahr 1993 vermachte seine Familie das Archiv mit Zeichnungen und Prototypen dem Vitra Design Museum. Hier ist die Girard-Sammlung seither zur soliden Grundlage weiterer Forschungen, Ausstellungen und Bücher geworden – nicht zuletzt auch für die Girard Accessoires Collection, die Vitra in enger Zusammenarbeit mit dem Girard Studio entwickelt. Seit kurzem fühlen sich die Accessoires von Alexander Girard auch in der Bar und Lobby des El Rey Court Hotels in Santa Fe wie zuhause.
Das Girard Studio wird von Girards Enkeln Aleishall Girard Maxon und Kori Alexander Girard geleitet. Im Folgenden sprechen sie über ihre Perspektiven auf die Welt und das Werk von Alexander Girard und über die Verwaltung des umfangreichen Vermächtnisses seiner Entwürfe.
Aleishall Girard Maxon: Wenn wir etwas in die engere Wahl ziehen, betrachten wir es aus den verschiedensten Perspektiven und fragen uns natürlich auch, wie und wo es produziert werden kann, welche ökologischen Konsequenzen die Produktion hat, welche Relevanz das Produkt in der heutigen Welt hat und in welcher Form wir das Original am besten würdigen können.
Wie sind Sie bei der Auswahl der Stücke für die Accessories Collection vorgegangen?
Kori Girard: Die Auswahl geschah in Zusammenarbeit mit dem unglaublichen Team bei Vitra. Der Löwenanteil der Designarchive unseres Grossvaters ist dort gelagert, und seit wir Teenager waren, haben wir diese immer wieder durchkämmt. Es handelt sich um tausende von Einzelwerken, von daher war es ein Prozess, der sich über viele Jahre hinzog. Die Auswahl von Entwürfen, deren Reproduktion sich lohnt, ist ein heikler und komplexer Prozess, den wir kontinuierlich verbessern.Aleishall Girard Maxon: Wenn wir etwas in die engere Wahl ziehen, betrachten wir es aus den verschiedensten Perspektiven und fragen uns natürlich auch, wie und wo es produziert werden kann, welche ökologischen Konsequenzen die Produktion hat, welche Relevanz das Produkt in der heutigen Welt hat und in welcher Form wir das Original am besten würdigen können.
Was ist es für ein Gefühl für Sie beide, das Girard Studio zu leiten?
Aleishall: Sie können sich denken, dass es keine leichte Aufgabe ist, ein Archiv und ein Werk dieses Umfangs zu verwalten, aber wir haben das grosse Glück, dass sich unser Vater Marshall alle erdenkliche Mühe gegeben hat, es zusammenzuhalten. Entscheidend war für uns auch, dass wir dem Archiv eine Heimstatt bei Vitra verschaffen konnten, denn das Unternehmen ist ein wunderbarer Partner, um das Werk zu bewahren und neu zu präsentieren.Kori: Wir sind Teil einer natürlichen Evolution dessen, was nötig war, um die Unversehrtheit und Dynamik des Werks zu bewahren. Es ist eine grosse Ehre, die Vision unseres Grossvaters mit einer grösseren Öffentlichkeit teilen zu dürfen, und je mehr wir das tun, desto mehr spricht diese Vision für sich und verselbständigt sich, und so soll es auch sein.
Inwiefern hat die von ihm gesammelte Volkskunst Ihrer Meinung nach sein eigenes Schaffen inspiriert?
Kori: Unser Grossvater kam von klein auf mit den Antiquitäten und Möbelstücken in Kontakt, die sein eigener Vater gesammelt hatte. Wir glauben, dass seine Jugend in Florenz und im Antiquitätengeschäft der Familie seinem Interesse an Traditionen des Handwerks und der Volkskunst den Boden bereitete. Er war von Anfang an fasziniert von der Vorstellung, sein Werk in dem Kontext zu sehen und zu verstehen, dass er nicht in einem Vakuum arbeitete, sondern seine eigene Vorgeschichte mitbrachte. Mehr als alles andere schätzte er wohl die Menschlichkeit und Ehrlichkeit der Volkskunst.Welche Bedeutung hatte für Sie die Entdeckung der Wooden Dolls, die vor einiger Zeit wieder aufgelegt wurden?
Kori: Auf die Wooden Dolls sind wir schon früh gestossen, schon vor über zehn Jahren, als das Archiv bei Vitra nach und nach ausgepackt und sortiert wurde. Niemand hatte diese Figuren je gesehen. Ihr Fund war wie die Wiederbegegnung mit lange verloren geglaubten Verwandten, und wir waren begeistert.Aleishall: Es brauchte einiges an Diskussionen, bis wir eine Vorstellung davon hatten, wie wir sie auf genau die Weise produzieren konnten, wie er es getan hatte – mit einer Bandsäge und von Hand lackiert. Nach zahllosen Versuchen fanden wir aber eine nachhaltige Passform, und unser Traum wurde Wirklichkeit. Es war unglaublich zu verfolgen, wie die Wooden Dolls ein Eigenleben entwickelten und am Ende in vielerlei Hinsicht das Werk unseres Grossvaters verkörperten.
In welcher Form hat das Leben in Santa Fe die Entwürfe Ihres Grossvaters Ihrer Meinung nach beeinflusst?
Kori: Soweit wir das beurteilen können, hat sich das Leben in Santa Fe auf verschiedene Weise auf ihn ausgewirkt. Die einzigartige Landschaft der Stadt und ihre verschiedenen Einwohnergruppen sind zwei Gründe, warum sie seit langer Zeit ein Refugium alternativer und kreativer Geister ist. Grossvater interessierte sich auch sehr für die amerikanischen Ureinwohner, die in und um New Mexico lebten, und zollte ihnen grossen Respekt.Aleishall: Er besuchte regelmässig die Pueblos in der Umgebung und schloss im Lauf der Jahre Freundschaften mit vielen Künstlern. Man muss auch die Nähe zu Mexiko und dem restlichen Lateinamerika betonen, denen er grosse Bewunderung entgegenbrachte und deren vielfältige Kulturen und Künste anhaltenden Einfluss auf sein Werk ausübten.
Wie war es für Sie, als Sie als Jugendliche das Haus Ihrer Grosseltern besuchten und auf ihre Sammlung trafen?
Aleishall: Wir wohnten in Santa Fe nur zwei Minuten vom Haus unserer Grosseltern entfernt und freuten uns immer, wenn wir sie besuchen konnten – was wir so oft wie möglich taten. Ihr Haus war für uns eine Art Schatzkammer, in der man immer etwas Neues fand. In der Regel durften wir das Haus durchstreifen wie wir wollten, solange wir aufpassten und nichts kaputt machten. Jeder Raum hatte seine eigene Atmosphäre und seine eigenen und eigentümlichen Objekte, die uns anzogen.Kori: Am Ende eines langen Flurs gab es ein Wohnzimmer mit Blick auf den Garten, und da hingen riesige Samenhülsen, so gross wie wir, an der Wand. In der Mitte des eigentlichen Salons stand ein wunderschöner ausgekehlter Messingtisch, der mit glänzenden Messing- und Kupfergegenständen aus aller Welt übersät war. Am liebsten hatten wir die Kohlekissen, die in Indien früher als Wärmequelle genutzt wurden.
Aleishall: Auch die Küche war ein verwunschener Ort. Unsere Grossmutter war eine sehr gute Köchin, und die Küche war als eine Art organisierter Altar des Essens gestaltet worden. In den Schränken standen hinter Glas mandala-artige Collagen aus Pasta und Bohnen. Und das Schönste war, dass es in dieser Küche ein Kämmerchen gab, in das sie immer Spielsachen legten, die nur für uns gedacht waren – es war immer aufregend zu sehen, was es da Neues gab.
Dieser Artikel erschien zuerst in The Study, dem Blog von 1stdibs.
Veröffentlichungsdatum: 22.8.2019
Autor: Trent Morse mit Einleitung von Stine Liv Buur; aus dem Englischen von Ulrich Blumenbach
Bilder: Historische Bilder: © Girard Studio, LLC, und Charles Eames, © Eames Office, LLC.
Bilder vom El Rey Court Hotel: Krysta Jabczenski für The Study/1stdibs