Der Textiles & Objects Shop

Eine Vitra Anekdote

Der Textiles & Objects Shop wurde 1961 in New York City eröffnet. Vom Designer Alexander Girard entworfen, war das Konzept seiner Zeit weit voraus und kombinierte Möbel von Girard, Eames und Nelson – alle drei derzeit Designer von Herman Miller – mit Girards Textilien und seiner sorgfältig kuratierten Auswahl von Volkskunst aus der ganzen Welt. Das verhalf dem Textiles & Objects Shop zu einem Ambiente, das sonst in jener Zeit nirgends zu finden war.
Volkskunst galt damals als mehr oder weniger wertlos. Weil sie aber in einem völlig neuen Kontext präsentiert wurde, sahen die Betrachter sie aus einem komplett anderen Winkel. Girard hatte die Stücke nicht erworben, weil er sie als Investition betrachtete – sondern weil es ihm Freude bereitete, Volkskunst zu sammeln. Diese Einstellung, die sich durch sein gesamtes Werk zieht, ist im Textiles & Objects Shop verkörpert.

«Die meisten Objekte gehören in die «Freude-Abteilung für den täglichen Bedarf»; das heisst, Dinge, die nur zum Vergnügen verwendet werden», sagte Alexander Girard über seine Auswahl für den Shop.

Die spontan wirkende und stimulierende Palette an Volkskunst reichte von Puppen und geschnitzten Figuren über Messingbehälter und Spielzeug bis zu gewobenen Stammestextilien – alles Dinge, die Girard und seine Frau Susan von ihren ausgedehnten Reisen rund um die Welt mitgebracht hatten. Das Sammeln von Volkskunst war eine von Girards grössten Leidenschaften. Sie ermöglichte es ihm, seine Faszination und Ehrfurcht, die er für das traditionelle Kunsthandwerk vieler Orte wie England, Griechenland, Italien, Marokko, Polen, Portugal, Sizilien oder die Türkei und für viele weitere Länder empfand, zu teilen.
Unter einer funkelnden Decke aus 350 gespiegelten Glühbirnen konnten sich die Besucher des Textiles & Objects Shop ihren Weg durch einen Raum mit abgehängten, teils durchsichtigen, teils gedeckten Stoffpaneelen suchen. Es war ein Zusammenspiel von kühnen und zurückhaltenden Farben, die ihre Kraft vor dem weissen Interieur zeigten. Alexander Girard liess kein Detail unbeachtet und das Ergebnis war eine beispiellose Verschmelzung anspruchsvoller Spleens. Da wurden bonbonfarben gepolsterte Hocker, Eames Fiberglass Chairs, bezogen in Girards Op-Art-Mustern, und Graphic Print Pillows bunt gemischt. Girards Fähigkeit, die Grenzen zwischen hochwertig und einfach, Kunst und Design, Form und Funktion zu verwischen, liessen eine zauberhafte Umgebung entstehen. Massgeschneiderte Regale, die einzelne Objekte in den Vordergrund rückten und gleichzeitig den Dialog mit anderen anregten, verstärkten das Erlebnis.

Volkskunst erzählt von Natur aus eine Geschichte über einen Ort und ein Volk. Diese den Objekten innewohnende Energie fesselte Girard. Indem er die kollektiven Geschichten von Kulturen und Menschen aus der ganzen Welt zusammenbrachte, schuf er eine Form von Globalisierung, die ein tieferes Verständnis der Menschheit erlaubte.

Veröffentlichungsdatum: 05.09.2016
Autor: Aleishall Girard & Stine Liv Buur
Bilder: Grafik: © Girard Studio, LLC
Textiles & Objects shop designed by Alexander Girard for Herman Miller, 1961.
Farbfotos: Charles Eames. © 2016 Eames Office, LLC (eamesoffice.com)
s/w-Fotos: Todd Webb. © Todd Webb Photographs Portland Maine



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