Wolken über Miami

Ronan und Erwan Bouroullec über ihr neues Projekt

Welche Rolle spielt die Natur in einer urbanen Landschaft? Mit dieser Frage beschäftigten sich die französischen Designer Ronan und Erwan Bouroullec in ihrer poetischen Ausstellung «Rêveries Urbaines». Nun stellen sie mit «Nuages Promenade» ein Projekt für den öffentlichen Raum vor, das Antworten liefern könnte.

«Nuage Promenade ist eine 100 m lange Passage in der Paseo Ponti im Design District Miami. Die begrünte Pergola schwebt in drei Metern Höhe über Wasser- und Pflanzenflächen. Ihren Besuchern bietet sie Schatten, Schutz, Sitzplätze – und Charme.
In Miami ist die tropische Vegetation durch Pflanzen und Bäume besonders ausdrucksstark, die Elemente Sonne, Wind und Regen haben einen prägenden Einfluss und die Installation spielt mit ihnen. Es liegt ihr der Gedanke der Natürlichkeit zugrunde und es gibt keine geraden Linien oder senkrechten Raster, sondern instinktive, aber sich wiederholende Formen.

Das Modell Nuage entwickelten wir zu Beginn unserer Karriere und haben es bereits für einige ausgewählte Gelegenheiten und Projekte genutzt. Beim Produktdesign geht die Faszination verständlicherweise von der Wiederholung eines einzelnen Elements aus, die dank industrieller Technik möglich ist. Ein solches Muster kann jedoch auch auf eine andere Art interpretiert werden. Das Hauptmuster ist die immer gleichbleibende Fliese, der Stein – die Wiederholung eines Elements, dessen ständiges Ziel ein einheitliches Raster ist.
Nach dem Zusammenbau erzeugt Nuage trotz der Wiederholung des immer gleichen Elements verschiedene Formen. Die Struktur wächst auf natürliche Art und Weise in verschiedene Richtungen, mit einem einheitlichen Muster, das das Ganze verbindet, aber in einer unverwechselbaren Konfiguration. Dieses Phänomen ist in der Natur einfach wiederzuerkennen: Alle Bäume sehen irgendwie gleich und trotzdem unterschiedlich aus.

Innerhalb der Promenade wird der Fussgängerverkehr nicht in die eine oder andere Richtung gelenkt, sondern die Besucher sollen umherschlendern und sich unterwegs Pausen gönnen. Die Formation sorgt auf natürliche Art für farbenfrohen Schatten, reizvolle Klänge und Abkühlung durch Wasserflächen und Pflanzen. Die beherrschenden Themen sind Transparenz und Helligkeit. Der Hauptteil der Installation schwebt drei Meter über dem Boden, so dass die Landschaft visuell immer noch offen erscheint. Zusätzlich bestehen die wolkenartigen Formationen hauptsächlich aus Löchern und Hohlräumen statt Volumen und Massen, sodass Licht und Luft frei zirkulieren können. Dies führt im Tagesverlauf aufgrund der unterschiedlichen Sonneneinstrahlung zu einer sich ständig verändernden Atmosphäre.
Die Teiche, Pflanzen und Bänke reagieren auf all diese feinen Variationen. In einigen Jahren, wenn die Interaktion zwischen den Pflanzen und den von Menschenhand gemachten Wolken sich intensiviert hat, wird die Atmosphäre noch deutlicher zu spüren sein. Die Materialien wurden so ausgewählt, dass sie schön altern und sich eine natürliche Patina bildet.

Veröffentlichungsdatum: 25.1.2018
Autor: Ronan und Erwan Bouroullec
Bilder: Studio Bouroullec, Paul Tahon

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