Wie gestaltet man Arbeitsplätze so, dass die Menschen, die dort arbeiten, sich möglichst wohl fühlen und dabei produktiv sind? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Innenarchitektin Sevil Peach seit über 25 Jahren. Ihr 1994 gegründetes Studio in London hat Arbeitsumgebungen für multinationale Unternehmen und experimentelle Start-Ups umgesetzt und dabei immer wieder beobachtet, was wirklich zählt: Menschlichkeit und Zusammenarbeit. Wir haben sie gefragt: «Wie wird die Coronakrise unsere Arbeitswelt verändern? Sollten Architekten und Designer nun ganz neue Bürotypologien entwerfen?» Sevil Peachs spontane Antwort: «Don’t panic.»
Menschen brauchen den persönlichen Austausch. Sie suchen instinktiv nach Beziehungen und Rückhalt, sei es in der Familie, im Freundeskreis, im Team, im Verein oder in der Heimat. Sicher gibt es Ausnahmen, aber im Grossen und Ganzen ist der Mensch nicht für die Abgeschiedenheit geschaffen, eben auch nicht im Homeoffice. So schön es auch ist, sich ab und zu einmal zurückziehen zu können – langfristig entspricht das nicht den menschlichen Bedürfnissen.Im Büro tauschen wir uns aus, nur so können wir neue Ideen entwickeln. Hier trifft man sich als Team, begegnet seinen Kollegen, diskutiert, hilft einander, teilt Erfahrungen, lernt voneinander. Deshalb wird das Büro bestehen bleiben – aber vielleicht in anderer Form. Wir müssen das Büro neu denken: als einen Ort, an dem man sein möchte, und das aus einem bestimmten Grund, nicht einfach aus Gewohnheit, sondern aus einer bewussten Entscheidung heraus.
Ich hoffe, dass die Tage der sich bis zum Horizont erstreckenden Tischreihen gezählt sind! Stattdessen wünsche ich mir eine pluralistischere, menschlichere Herangehensweise, die sich an den Bedürfnissen der Mitarbeiter orientiert und das Büro als Spektrum ‹lesbarer› und am menschlichen Mass orientierter Orte versteht.Ich denke auch, dass die Bedeutung des Büros für das Unternehmen dann ebenfalls auf den Prüfstand kommt, vor allem das Konzept, jeden Tag 7000 Menschen an einem Ort zu versammeln. So manchem Leiter des operativen Geschäfts ist jetzt wohl klar geworden, was der Betrieb der Büros eigentlich kostet – jetzt, wo sie leer stehen. Man wird sich sehr genau anschauen, wofür das gut ist und ob es nicht auch anders geht. Ich fand es interessant, dass schon vor den Kontaktsperren einige Unternehmen, zum Beispiel in New York, angefangen hatten, «Satelliten»-Büros ausserhalb der Stadtzentren aufzubauen, um ihren Mitarbeitern den weiten Weg zu ersparen.Positive Effekte dieser Zeit wären dann auch auf jeden Fall weniger Verkehr und damit ein kleinerer CO2-Fussabdruck, ausserdem ein ausgewogeneres Verhältnis von Privatleben und Beruf, denn Burnout ist für viele Unternehmen ein echtes Problem.