Vor 100 Jahren forderte der finnische Architekt Eliel Saarinen: «Dinge sollte man stets im Hinblick darauf entwerfen, wie sie sich in den nächstgrösseren Zusammenhang einfügen – ein Stuhl in einen Raum, ein Raum in ein Haus, ein Haus in eine Umgebung, eine Umgebung in die Stadtplanung.» Dieser Satz erfreute sich wachsender Beliebtheit unter strategischen Designern, einer Strömung, die einige der Prinzipien des Entwerfens auf die systemischen Herausforderungen im Gesamtzusammenhang neu ausrichtet und anwendet. Der aus Grossbritannien stammende Dan Hill ist einer dieser besonderen, ganzheitlichen Denker. Gegenwärtig leitet er die Abteilung Strategisches Design bei Vinnova, der staatlichen schwedischen Agentur für Innovation; vormals übertrug er in leitenden Positionen das strategische Design auf die gebaute Umwelt, auf Forschung und Lehre, auf Regierung und Medien. In diesem Interview beantwortet er Fragen zu den Auswirkungen der aktuellen Krise auf eine Vielzahl von Bereichen unterschiedlicher Grössenordnung – das Zuhause, das Büro und den öffentlichen Raum.
In der jetzigen Zeit können wir diesen Vergleich noch weiterführen: die Stadt als Omelette, ein einfaches Gericht in vielen Variationen, das aus vielen verschiedenen Zutaten bestehen kann. Jede dieser Zutaten verändert das Genusserlebnis, bietet regionale Einflüsse, unterschiedlich verteilte Geschmackskonzentrationen in einem Meer von Ei.
Wenn wir uns jedoch eher an Saarinens Modell der verschiedenen Massstäbe orientieren wollen, wäre es vielleicht zutreffender, das Ganze als eine Art «Tupfenmuster» zu bezeichnen, das sich über das Gewebe der Stadt ausbreitet, mit zahlreichen «Mehrzweckvierteln» voller arbeitender, lernender, spielender und wohnender Menschen. Dadurch wird das Modell des einzelnen grossen Stadtzentrums aufgebrochen: Man arbeitet und verbringt seine Freizeit in der direkten Nachbarschaft, die Innenstadt bleibt leer.
Eine globale Pandemie ist zwar eine schreckliche Angelegenheit, da lässt sich nichts beschönigen, aber sie bietet auch die Chance, Städte und Plätze neu zu denken, vom kleinsten Massstab bis hin zu Stadtvierteln und darüber hinaus. Mich interessiert, wie genau – und mit wem – wir dies bewerkstelligen können und welche neuen Lebensmuster am Ende daraus entstehen.