Wie Charles und Ray Eames Musik mit Filmen verheirateten

Eine Vitra Anekdote

© Eames Office, LLC
Das Mid-Century-Designerehepaar Charles und Ray Eames nahm seine Arbeit ernst: Die beiden arbeiteten sieben Tage die Woche, von morgens bis abends, während mehr als drei Jahrzehnten. Diese Arbeit im Eames Office am 901 Washington Boulevard in Venice, Kalifornien, war mit viel Freude verbunden. «Die Eames waren, was sie arbeiteten, und sie waren, was sie produzierten» – und die Musik, die sie selber hörten, fanden sie auch am besten geeignet für dieses Werk.
Charles und Ray Eames nutzten Musik vor allem für ihre umfangreiche Produktion von Lehrfilmen. Sie mochten Jazz, hörten zum Beispiel das Programm «Stars of Jazz», und verwendeten Jazzmusik in ihren Filmen. Ebenfalls hatten sie einen Hang zu Volksmusik aus verschiedenen Kulturen und zu klassischer Musik – auch mit diesen Musikrichtungen arbeiteten sie.

In allen Aspekten ihrer Arbeit war es für Charles und Ray selbstverständlich, sich mit Menschen und Dingen zu beschäftigen, von denen sie lernen konnten. Ihr Interesse an Musik und daran, wie Musik in Filmen am besten eingesetzt werden kann, war dabei keine Ausnahme. Sie kombinierten Film und Musik als Kommunikationsmittel für ihre Möbelentwürfe und für pädagogische Themen wie Mathematik, Computer, Spielzeug und weitere Bereiche, die irgendwie ihre Aufmerksamkeit erregt hatten. Als Designer, die sehr geübt mit der Kamera umzugehen wussten, arbeiteten sie im Verlauf ihrer Karriere mit verschiedenen Komponisten.
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«A Communications Primer» von 1953 war der erste Film, der direkt externe Spezialisten einbezog. Für die Musik wandten sich Charles und Ray Eames an den talentierten jungen Komponisten Elmer Bernstein, zu dem sie schon bald eine herzliche berufliche und persönliche Freundschaft entwickelten. Im Lauf der Jahre ihrer Zusammenarbeit komponierte Elmer Bernstein mehr als 30 Musikstücke für Eames-Filme, darunter «Toccata For Toy Trains» (1957), «Think» (1964), «Tops» (1969), «Powers of Ten» (1977).

Elmer Bernstein pflegte zu sagen, dass Charles und Ray «die Musik mit ihren Filmen verheiraten würden». Bei Filmproduktionen war es zu jener Zeit üblich, dass die Musik vor der Fertigstellung des Films komponiert und der Film dann so bearbeitet wurde, dass er zur Musik passte. Charles und Ray Eames arbeiteten hingegen oft so: Sie hatten eine Idee für einen Film. Dann wurde der Komponist angefragt und in die Idee eingeführt. Basierend darauf schuf dieser die Musik – meist ohne Einmischung von Charles und Ray – und schliesslich wurden die Filmschnitte im Rhythmus der Musik arrangiert. Dies war der Rahmen für Elmer Bernsteins Aussage über die Verheiratung von Film und Musik.

«Die Eames waren, was sie arbeiteten, und sie waren, was sie produzierten», war Elmer Bernsteins Beschreibung des Ehepaars. Er sagte, dass Charles Eames das einzige wahre Genie sei, mit dem er je gearbeitet habe. Seinem zweiten Sohn gab er den Namen Gregory Eames Bernstein.

Veröffentlichungsdatum: 25.9.2018
Autor: Stine Liv Buur zusammen mit dem Eames Office
Bilder: © Eames Office, LLC

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