Panton Fantasy Landscape

Eine Vitra Anekdote

© Verner Panton Design AG
Verner Panton war ein Meister darin, die Wahrnehmung von Menschen für Innenarchitektur anzuregen. Mit seinen spektakulären Konzepten für Wohnungen, Büros, Ausstellungen und Restaurants brach er alle Regeln des klassischen Verständnisses von Leben und Verhalten in jeder Art von Raum.

Für die Gestaltung von Umgebungen nutzte Verner Panton die verschiedensten architektonischen Werkzeuge – vor allem aber jene, die die menschlichen Sinne, Gefühle und Verhaltensweisen beeinflussen. Er sagte:

«Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf dem Gesamtergebnis. Die Interaktion mit der Umgebung ist wichtiger, als diejenige mit einem Stuhl oder anderen Objekt; ein Raum, seine Farbe, Möbel, Textilien und Beleuchtung müssen als Ganzes betrachtet werden. Eine attraktive Umgebung kann nur geschaffen werden, wenn man alle ihre Elemente wirklich beherrscht.»
© Verner Panton Design AG
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Gute Beispiele für Pantons Gesamtuniversen sind die Ausstellungsräume Visiona 0 und Visiona 2, die er für die Firma Bayer während der Kölner Möbelmesse in den späten 1960er-Jahren entwarf. Das Hauptziel der temporären Installationen in einem Ausflugsboot war die Förderung synthetischer Textilien für den Wohnbereich. Panton schuf ein ganzheitliches Erlebnis in einer Abfolge von Räumen unter Deck, deren Anordnung von Farben und Oberflächen die Besucher überraschte und begeisterte.
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Panton wollte mit seinen architektonischen Kulissen Wohlbefinden auslösen. Dabei wusste er genau, wie Farben Stimmungen beeinflussen – Rot lässt beispielsweise das Herz schneller schlagen, während Blau beruhigend wirkt. Seit seiner Jugend hatte er Farben und ihre Wirkung studiert. Dieses Wissen wandte er auf Räume an, die er für Unternehmen und Privatkunden schuf. Dabei war er der Überzeugung, dass auch Farben als Ganzes und niemals allein betrachtet und bewertet werden sollten:

«Wenn wir eine Umgebung schaffen, ist die Farbplanung von entscheidender Bedeutung. Es reicht nicht aus, zu sagen, dass Rot Rot und Blau Blau ist. Ich selbst arbeite normalerweise mit parallelen Farben, deren Farbtöne im Spektrum aufeinander folgen. So kann ich die Farbtemperatur im Raum steuern und eine bestimmte Stimmung erzeugen.»

Von den Installationen, die Verner Panton für Bayer schuf, ist das höhlenartige Innere von Visiona 2 die unvergesslichste. Hier flossen Böden, Wände und Decken in organischen Formen zusammen, ohne klare Übergänge zwischen der Vertikalen und der Horizontalen. Panton versuchte, alle Sinne zu stimulieren und gab jedem Raum eine eigene Atmosphäre aus Klang, Farbe und Geruch.
© Verner Panton Design AG
Ein tunnelartiger Abschnitt von Visiona 2 in üppigen Violett- und Blautönen mit einem leuchtenden Zentrum aus Rot, Orange und Gelb war besonders beeindruckend. Heute ist dieser Raum als Fantasy Landscape bekannt, wird auch als «lebendige Höhle» bezeichnet und gilt als Höhepunkt von Pantons kreativer Sichtweise. Die wellenförmigen Formen wurden im organisch geformten Living Tower nachgebildet, einer Möbelskulptur mit mehreren Ebenen zum Sitzen oder Liegen.
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In Zusammenarbeit mit der Familie Panton hat das Vitra Design Museum im Jahr 2000 für die damalige Ausstellung «Verner Panton. Die gesammelten Werke» zwei Re-Editionen der legendären Fantasielandschaft angefertigt. Eine davon ging an das Kunstmuseum Wolfsburg, die andere verblieb im Archiv des Vitra Design Museums und ist vom 08. Februar bis zum 23. August 2020 im Kontext der Ausstellung „Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs“ im Feuerwehrhaus von Zaha Hadid auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein ausgestellt.

Veröffentlichungsdatum: 6.2.2020
Autor: Stine Liv Buur

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