Verner Panton

Färbt eine Neue Welt

© Verner Panton Design AG
Wer zwischen dem 30. September 2021 und dem 14. August 2022 in Dänemark weilt, sollte einen Besuch im Trapholt Museum in Kolding (Jütland) einplanen, um die dortige Präsentation der Werke von Verner Panton (1926–1998) zu erleben. Die Ausstellung Verner Panton – Färbt eine Neue Welt, in der auch viele Leihgaben des Vitra Design Museums zu sehen sind, empfängt die Besucher mit einem Farbenrausch.

Das Programm wurde in enger Zusammenarbeit mit der Verner Panton Design AG und Verner Pantons Tochter Carin Panton von Halem entwickelt. Im Gespräch mit Sara Staunsager, Sammlungskuratorin und Kuratorin der Ausstellung bei Trapholt, und Carin Panton von Halem erfahren wir, wie die Ausstellung zustande kam und was die beiden ihren Besuchern und Besucherinnen wünschen.
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Trapholt war die treibende Kraft hinter der Ausstellung, Sie haben das Konzept entwickelt und die Schau kuratiert. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, gerade jetzt eine Ausstellung über Verner Panton zu machen?

Sara Staunsager: In der Hoffnung, dass wir die Corona-Krise hoffentlich bald hinter uns lassen können, wollten wir ein Zeichen setzen: Die dunkle Zeit geht zu Ende, hellere Tage brechen an. Wir wollten zeigen, dass Formen und Farben wie eine Umarmung sein können. Denn eins ist klar: Diese Ausstellung über Verner Panton und sein farbenfrohes, verantwortungsbewusstes Design ist genau das, was die Menschen jetzt brauchen. Gleichzeitig hinterfragen wir damit aber auch den kalten nordischen Minimalismus der vergangenen Jahrzehnte.

Carin Panton von Halem: Trapholt ergriff die Initiative und wir waren sofort begeistert. Mein Vater hat sich immer gewünscht, die Menschen zu inspirieren. Er wollte, dass sie kreativ werden. Dabei ging es ihm nicht nur um Farben, sondern um den ganzen Lebensstil – dass man mal darüber nachdenkt und vielleicht auch neu denkt, wie man lebt und sein Heim einrichtet. Mit seinen Ausstellungen und seinen Werken forderte er die Menschen gerne heraus, etwas Neues zu wagen und ihre Fantasie spielen zu lassen.
© Verner Panton Design AG

Ein Schwerpunkt in Verner Panton – Färbt eine Neue Welt ist die Installation Das Licht und die Farbe, die Verner Panton als letztes grosses Entwurfsprojekt 1998 ebenfalls mit Trapholt entwickelt hat. Sie bestand aus acht farblich intensiven Räumen, die Pantons meisterhaften Einsatz von Farbe auf eindrucksvolle Weise veranschaulicht haben. Panton betrachtete die Farbgestaltung als das wichtigste Mittel, um Räumen eine Atmosphäre zu verleihen und Stimmungen zu vermitteln. Die acht Räume der Installation werden für die Ausstellung wieder originalgetreu hergerichtet. Wie wird das Ihrer Meinung nach auf die Besucher wirken? Wie erleben sie den Rundgang durch die Installation?

CP: Genau wie damals wird der Rundgang ein erstaunliches, atemberaubendes Farberlebnis vermitteln. So ähnlich wie bei uns zu Hause, wo es auch sehr farbenfroh zuging. Das war so eine Art Dauerexperiment und es war immer sehr lustig, wie die Menschen – Freunde und Bekannte – das Kind in sich zum Vorschein kommen liessen, wenn sie uns besuchten.

SS: Verner Pantons immersive Installation Das Licht und die Farbe lädt die Besucher zu einer einmaligen Sinneserfahrung ein, die sie durch Ruhe und Bewegung im ganzen Körper spüren. Das Licht und die Farbe bringt Pantons Überzeugung von der Bedeutung von Farbe, Licht, Material und Form auf unser Wohlbefinden zum Ausdruck.
© Verner Panton Design AG
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Wie gelang es Verner Panton, unser Verständnis von räumlicher Atmosphäre und Farbigkeit zu verändern?

CP: Die Nachkriegszeit brachte eine unglaubliche Vielfalt neuer Materialien und Technologien hervor. Für einen so einfallsreichen Gestalter wie meinen Vater war es das reine Paradies. Besonders in Deutschland konnte er Kontakte zu neugierigen und mutigen Menschen knüpfen, die bereit waren, auch einmal etwas Neues auszuprobieren. Einer von ihnen war Willi Fehlbaum von Vitra. In Dänemark hatte er aber auch bereits sehr produktiv mit Firmen wie Fritz Hansen, Plus-linje and Unika Væv zusammengearbeitet, die an ihn und seine ungewöhnlichen Ideen glaubten.

SS: Verner Panton entwarf Räume als Ganzes. Entscheidend für die Atmosphäre war bei seinem ganzheitlichen Ansatz erstens Farbe und zweitens Licht. Er verwendete Farben sehr bewusst, um Gefühlserfahrungen wachzurufen. Durch Farben konnte er bestimmte körperliche Empfindungen und ein Gefühl des Wohlbefindens wecken.
© Verner Panton Design AG

Haben Sie bei der Vorbereitung und den Recherchen für die Ausstellung neue Werke wiederentdeckt oder Archivmaterial gefunden, das bisher noch nie öffentlich gezeigt wurde und das Sie Ihren Besuchern zugänglich machen wollten?

CP: Nicht bei Verner Panton Design. Doch die Vorbereitungen waren für uns ein Anlass, viele Originale – Objekte, Stoffe, Materialien – wieder in die Hand zu nehmen. Es war eine wunderbare Gelegenheit, uns an die grossartigen und aufregenden Momente jener Zeit zu erinnern und sie wieder zu erleben.

SS: Verner Panton schrieb im Frühjahr 1980 eine Rede, die er zunächst bei einer Möbelmesse hielt. Später verwendete er die gleiche Rede bei einer Reihe verschiedener Anlässe im Laufe der 1980er-Jahre. Panton hat nie ein Manifest verfasst, aber diese Rede könnte als sein Manifest gelten. Sie gibt uns einen Einblick in seine Ideenwelt. Sie ist keine Neuentdeckung, aber da wir sie in den Mittelpunkt der Ausstellung gerückt haben, konnten wir uns auf einer ganz neuen, konzeptuellen Ebene mit seinen Ideen auseinandersetzen.

Wie würden Sie das Werk Verner Pantons mit wenigen Worten beschreiben?

CP: Kühn, verspielt und seiner Zeit um 50 Jahre voraus.

SS: Künstler stellen Fragen und Gestalter geben Antworten. Verner Panton tat beides.

Die Ausstellung bietet einen umfassenden Überblick über Verner Pantons Werk. Bei welchen Arbeiten freut es Sie besonders, sie jetzt einem breiten Publikum präsentieren zu können?

CP: Ich bin sehr stolz, einen wesentlichen Teil des Werks meines Vaters ausstellen zu dürfen – und ich wünsche mir, dass die Ausstellung den Besuchern Spass macht und sie inspiriert.

SS: Viele Menschen kennen Verner Panton als Urheber bestimmter Entwürfe. So grossartig diese sind, zeigen sie doch nicht, wie radikal seine Ideen waren und auch heute noch sind. Diese Ausstellung zeigt seine Konzepte in ihrer Gesamtheit. Das empfinde ich als besonders spannend.

Veröffentlichungsdatum: 17.1.2022
Autor: Carin Panton von Halem, Stine Liv Buur;
Bilder: © Verner Panton Design AG. Photographer: Stjernegaard Fotografi. The Fantasy Landscape is a ‘Limited edition’ exclusively made for this exhibition.

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