Die Idee wachsen lassen

Die HAL Familie hat Zuwachs bekommen

Zurücklehnen, bitte! Die Stuhlfamilie HAL hat Zuwachs bekommen: den kompakten HAL Lounge Chair, einen bequemen, vierbeinigen Sessel. Designer Jasper Morrison erzählt im Interview, wie er die Form des Sessels gefunden hat. Und warum er verrückt nach dänischen Designklassikern ist.

Wie bei den meisten Ihrer Entwürfe haben Sie auch für den HAL Lounge Chair eine bekannte Möbeltypologie neu interpretiert – in diesem Fall den Armlehnsessel. Welche Fragen stellten Sie sich während des Designprozesses?

Es geht nicht so sehr um Fragen. Es ist eher eine Art Erinnern an alle Sessel, die ich kenne. Und dann versuche ich diese Erinnerungen zu einer Form zu verdichten. So erziele ich die grundlegende Gestalt. Was macht einen Sessel für mich aus? Bequemlichkeit zum Beispiel und optische Langlebigkeit, damit er nicht nach fünf Jahren lächerlich aussieht. Damit geht es los, und danach wird gezeichnet.

Haben Sie sich über die Jahre bestimmte mentale Routinen oder Strategien angeeignet, um sich einer Form anzunähern?

Es ist wichtig, nicht zu schnell zu arbeiten. Nicht direkt loszeichnen, sondern die Möglichkeiten eine Weile im Kopf behalten und sie durchdenken. Die Idee wachsen lassen, bevor man sich festlegt. Wenn ich sofort anfinge zu zeichnen, dann könnten viele Ideen gar nicht erst entstehen.

Wie kann ein Möbelstück wie der HAL Lounge Chair den Eindruck von Bequemlichkeit und Komfort erwecken?

Rundungen können Bequemlichkeit ausdrücken. Aber wenn man zu viele Rundungen benutzt, verliert ein Objekt seine innere Spannung. Es geht also darum, die richtige Balance zwischen geraden und gebogenen Linien zu finden. Im Fall eines Sessels ist es sehr wichtig, wie die Umrisslinie der Armlehne verläuft und wie sie in die Rückenlehne übergeht. Man sollte sich ganz selbstverständlich hineinsetzen und zurücklehnen wollen. Während des Designprozesses ist mir klar geworden, dass es eigentlich diese Art von Sessel ist, die am häufigsten genutzt wird. In den meisten Wohnzimmern ist zwar das Sofa das Schaustück. Dort sitzt man zum Beispiel, wenn man mit der Familie fern sieht. Aber wenn man ein Buch lesen oder entspannen möchte, dann wählt man eher einen Sessel.

Sie haben das Thema Langlebigkeit schon angesprochen. Wie schaffen Sie es als Designer, sich nicht zu sehr den Einflüssen von Moden oder Trends auszusetzen?

Um ehrlich zu sein, ich kümmere mich nicht besonders darum. Wahrscheinlich sollte ich etwas mehr auf dem Laufenden sein. Früher war das anders. Es gab eine Zeit, da hielt ich es für wichtig, zu wissen, was alle so machen.

Und woher nehmen Sie stattdessen Ihre Inspiration?

Ich bin fast schon ein bisschen verrückt nach klassischem dänischen Möbeldesign. Ich verfolge häufig Auktionen, dadurch habe ich viel über dänisches Design gelernt. So habe ich zum Beispiel den Designer Børge Mogensen für mich entdeckt. Ich finde es nach wie vor erstaunlich, wie sie damals gearbeitet haben, das Niveau ihrer Handwerkskunst und die Qualität der Materialien. Davon können wir heute noch lernen.

Veröffentlichungsdatum: 3.11.2021
Bilder: © Vitra

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