Was würde die Natur tun?

Bas Smets Studie für den Vitra Campus

Der belgische Landschaftsarchitekt Bas Smets überführt Orte und Landschaften in eine neue Zukunft, indem er deren natürliche Gegebenheiten genau analysiert und dann regeneriert, getreu der Frage: Was würde die Natur tun? Jetzt hat Smets auch das Gelände des Vitra Campus in Weil am Rhein neu gedacht, um künftigen klimatischen Herausforderungen zu begegnen. Nach Erarbeitung eines Masterplans wurde im November 2023 die Bepflanzung einer Testfläche nach der Miyawaki-Methode durchgeführt.

Die Miyawaki-Methode ist eine vom japanischen Pflanzensoziologen Akira Miyawaki in den 1970er-Jahren entwickelte Aufforstungsart. Die artenreichen Miyawaki-Bepflanzungen wachsen schnell und dicht: Nach rund drei Jahren entsteht ein natürlicher, einheimischer Wald, der nach gut 25 Jahren ausgewachsen ist – fast zehnmal so schnell wie ein klassischer Mischwald, der dafür etwa 200 Jahre braucht.

Auf dem Vitra Campus sind im Laufe der Jahrzehnte Strassen und Plätze mit dem Blick auf einen möglichst reibungslosen LKW-Güterumschlag entstanden. Um zu prüfen, ob ein Teil dieser versiegelten Flächen wieder begrünt werden kann, hat Vitra den belgischen Landschaftsarchitekten Bas Smets einen entsprechenden Masterplan ausarbeiten lassen.
Bas Smets (auf dem Foto oben), geboren 1975, ist Landschaftsarchitekt mit Büro in Brüssel. In seiner Arbeit bedient er sich Herangehensweisen und Methoden, die oft die gängigen Techniken der (Stadt-)Gestaltung hinterfragen. Neben ingenieurswissenschaftlichen Grundlagen spielt auch das sogenannte «körperliche Wissen» eine tragende Rolle. So bezeichnet er unsere instinktive Reaktion auf Landschaft. Smets und sein rund 20-köpfiges Team widmen sich in ihrer Arbeit – die er auch als «biosphärischen Urbanismus» bezeichnet – der Suche nach den natürlichen Gegebenheiten eines bestimmten Ortes, denn diese verschwinden in unserer bebauten Umwelt sukzessive unter Schichten von Um- und Neugestaltungen.

Die Landschaftsarchitekten um Smets bemühen sich darum, diese dissonanten, undurchdringlichen Schichten abzutragen, die Städten im Laufe des letzten Jahrhunderts hinzugefügt wurden, um die darunter liegende fruchtbare Topografie freizulegen und ihre Potenziale zu wecken. Das bedeutet zum Beispiel, den Kreislauf zwischen Regenwasser und Pflanzen zu reaktivieren und zu stärken.
«Das Projekt auf dem Vitra Campus ist Teil unserer globalen Forschungsarbeit zur Umwandlung von künstlichen in natürlichere Orte. Dabei untersuchen wir verschiedene Möglichkeiten zur Schaffung eines Mikroklimas und gleichzeitig neue zukünftige Nutzungen für den Campus.»
Bas Smets
Im November 2023 wurde eine Testfläche nach der Miyawaki-Methode bepflanzt, um herauszufinden, ob sich die dichten, kleinen Wälder für den Vitra Campus eignen. Bei positiven Resultaten werden im Verlauf der nächsten Jahre Teile des Geländes gemäss dem Masterplan renaturiert werden. Das dient dem Abfluss des Regenwassers, der Kühlung der Flächen bei hohen Temperaturen, der Staubreduktion und der Lärmdämmung – und die Pflanzen und Bäume von Miyawaki-Wäldern absorbieren im Vergleich zu einer Monokultur bis zu 30mal mehr Kohlendioxid. Die Verbesserung der Biodiversität auf dem Vitra Campus ist Teil der ökologischen Mission des Unternehmens.

Veröffentlichungsdatum: 11.03.2024
Bilder: © Vitra

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