Ein Lebensraum für Arbeit und Spiel

Eine Vitra-Anekdote

Mitte der 1940er-Jahre haben Charles und Ray Eames das Case Study House No. 8, das später als Eames House bekannt wurde, entworfen. Es war Teil des Case Study House-Programms, welches von John Entenza, dem Herausgeber des Magazins Arts & Architecture, initiiert worden war und den Fokus auf neue Lebensstile und Bedürfnisse von Kunden und Orten legte.

Charles und Ray Eames beteiligten sich an dem Projekt, indem sie sich selbst ein Haus im Stadtteil Pacific Palisades in Los Angeles bauten: Für das Case Study House No. 8 waren sie ihre eigenen Auftraggeber.
Das Eames House ist als ein Paar zweigeschossiger, rechteckiger Volumen konzipiert, zwischen denen ein kleiner Innenhof liegt. Der grössere Baukörper enthält die privaten Wohnräume, während der kleinere das Atelier der Eames mit Dunkelkammer und ein Gästezimmer beherbergt. Ray und Charles arbeiteten zwar vornehmlich im Eames Office am 901 Washington Boulevard, aber das Atelier zuhause diente als zweiter Arbeitsbereich für das Ehepaar und die Mitarbeiter: Mehrere bekannte Projekte wurden dort recherchiert und entwickelt. Das Konzept des Eames House war für seine Zeit epochal – und auch in der momentanen, post-pandemischen Welt scheint das Konzept, zuhause den Wohn- von einem Arbeitsbereich zu trennen, aktueller denn je.

Das fertige Gebäude wurde zum ikonischen Ausdruck von Charles’ und Rays Ansatz für das Wohnen. Mit dem offenen Grundriss und den Fassaden aus farbigen Paneelen und Glas war das Innere hell und luftig und das Eames House war sorgfältig in die umgebende Naturlandschaft integriert.
Das Atelier des Eames House diente immer wieder als Experimentierfeld, Werkstatt, Filmstudio und Spielraum. Viele Filme der Eames, in denen Spielzeug die Hauptrolle spielte, wurden dort produziert. Das Atelier wurde auch zu einer Fundgrube für kreative Gegenstände, die das Paar gesammelt hatte – darunter Volkskunst, Spielsachen, Papierdrachen, Bücher oder Plakatkunst – und die wertvolle Vorlagen für universelle und zeitlose Gestaltung waren.

Traveling Boy (1950), der erste Film von Charles und Ray, wurde im Atelier des Eames House gedreht und war die Basis für mehrere ihrer zukünftigen Filmarbeiten. Toccata for Toy Trains (1957) wurde auf einer zweieinhalb Meter langen Tischplatte im Studio inszeniert. Während der Dreharbeiten wurden die Züge, Spielzeugfiguren, Gebäude, Landschaftselemente und andere Requisiten von Hand geschoben und gezogen, um ihre Bewegungen zu simulieren. Der Film wurde später mehrfach ausgezeichnet.

Heute ist das Eames House ein inspirierendes Kulturdenkmal und kann auf Anmeldung besichtigt werden. Mehr dazu auf Eames Foundation

Veröffentlichungsdatum: 5.7.2021
Autor: Stine Liv Buur
Bilder: © Eames Office LLC; Vitra Design Museum, Foto: Monique Jacot;

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